Schalldämpfer technisch und funktionell gesehen.

Nachdem Schalldämpfer in immer mehr Bundesländern Deutschlands erlaubt sind und seit Januar 2019 auch in Österreich kein Tabu mehr sind häufen sich die Fragen technischer und funktioneller Art.

Mein letztes Weitschuss-Seminar habe ich im Tschechischen Střelná gegeben. Die Waffen- und Munitionsfabriken ZVI hat dort, malerisch in den Bergen gelegen, einen tollen 2000m Schießstand auf dem man vieles ausprobieren kann. Bei dem jagdlichen Seminar waren Distanzen zwischen 50 und 500m geplant. Wir wollten komplizierte Schüsse trainieren. Viele der Teilnehmer waren aus Österreich mit ihren neuen Schalldämpfern angereist und so kamen schnell Fragen auf, die immer wieder gestellt werden. Einige dieser Fragen möchte ich hier kurz erörtern:

Welche Arten von Schalldämpfern gibt es?

Derzeit gibt es drei Arten von Schalldämpfern auf dem Markt. Wer sich mit Waffentechnik ein bisschen auskennt wird den Aufschraub-Schalldämpfer (Screw-on-suppressor) schnell erkennen.
Der Schalldämpfer mit Gewinde
läßt sich auf einen Lauf mit Gewinde schnell aufschrauben. Jeder Büchsenmacher kennt sie und hat verschiedene Ausführungen am Lager. Die einzigen Bedingungen, die erfüllt sein müssen sind eine Waffe deren Lauf ein Gewinde hat, der passende Kaliberdurchmesser und die eingravierte Seriennummer, die in der WBK Eingetragen wird. Dieser Typ wird in großen Stückzahlen seit ca. 1980 gefertigt.
Der Schalldämpfer mit Schnellverschluss
nutzt einen Adapter oder eine spezielle Mündungsbremse auf dem Laufende. Es gibt sie mit und ohne Verriegelung.
Der Integralschalldämpfer
ist relativ neu. Die erste integral gedämpfte Waffe habe ich Ende 2015 gesehen. Die Schalldämpfungstechnologie wird hierbei direkt in den Lauf integriert. Lauf und Schalldämpfer sind ein Teil. Wenn Sie sich für diesen Typ entscheiden müssen Sie entweder eine integral schallgedämmte Waffe kaufen oder Ihre bestehende Waffe mit einem integral gedämpften Lauf ausrüsten lassen. Die Idee eines integral gedämpften Gewehrlaufes findet vor allem in den USA immer mehr Interessenten.

Im Deutschsprachigen Raum springen sowohl die Blaser GmbH als auch die Steyr Arms GmbH auf diesen zug auf. Sowohl die Blaser R8 Silence als auch die Steyr Breeze sind keine rein integralgedämpfte Waffen. Beide Hersteller gehen einen Mittelweg und bieten extrem kurzläufige Waffen an über deren Lauf auf ganzer Länge ein over-barrel-Schalldämpfer gestülpt wird. Der eigentliche Lauf der Blaser R8 Silence ist 42cm und der der Steyr Breeze sogar nur 40,7 cm (bei Kaliber .308 Winchester). Mit aufgeschraubtem Schalldämpfer sind die Waffen dann (wie gewohnt) 115 bzw. 117 cm lang.

Vorteile

  • Der “Standard-Schalldämpfer” mit Gewinde ist überall zu bekommen, weit verbreitet und leicht zu reinigen. Auch für Aufschraub-Schalldämpfer gibt es mittlerweile Multikaliber-Schalldämpfer, wie den Nielsen Sonic Ghost 50, die auf mehreren Waffen, mit unterschiedlichen Kalibern, geschossen werden können.
  • Der Schnellverschluss hat den Vorteil, dass man den Schalldämpfer problemlos von einer zur anderen Waffe wechseln kann (wenn beide Waffen einen Adapter montiert haben). Man sieht oft Schützen, die einen .308 Win Schalldämpfer mit Schnellverschluss auf eine .223 Rem wechseln. Der zweite Vorteil ist die Verriegelung die verhindert, dass sich der Schalldämpfer löst wenn er warm wird (z.B. beim Training im Schießkino).
  • Die integral schallgedämpfte Waffe hat den Vorteil, dass die Wärme gleichmäßig und gut abgeführt wird und der Schalldämpfer auch bei kleinen Zielfernrohr Vergrößerungen von < 4x nicht stört. Außerdem bringt er kein eventuell störendes extra-Gewicht an die Mündung der Waffe und stört dadurch weniger.
  • Im Allgemeinen verbessern Schalldämpfer die Treffsicherheit von Waffe und Schützen (technisch und psychologisch). Technisch gesehen entstehen an der Mündung weniger Wirbel, die die Flugbahn des Geschosses beeinflussen und psychologisch gesehen hat man erheblich weniger Rückstoß und weniger Beeinträchtigung durch den Schussknall. Dadurch “muckt” man weniger.

Nachteile

  • Im allgemeinen haben alle Typen von Schalldämpfern den Nachteil, dass die Waffe schwerer wird. Vor allem die an der Mündung montierten Aufschraub- und Schnellverschluss-Schalldämpfer machen die Waffe etwas Kopflastig. Um dem entgegen zu wirken gibt es eine Ausführung als “over-Barrel”-Schalldämpfer, dessen Gewinde (oder Schnellverschluss) im nicht am Ende sondern im inneren des Schalldämpfers liegt. Bei so einem Schalldämpfer muss das Korn auf jeden Fall entfernt werden.
  • Der Integralschalldämpfer bzw. die integral Schallgedämpfte Waffe hat darüber hinaus den Nachteil, dass ich mit der Waffe nicht in (Bundes)-Ländern zur Jagd gehen darf in denen die Jagd mit Schalldämpfern verboten ist. Ein weitere Nachteil ist, aus meiner Sicht, die Tatsache, dass man sich technisch festlegt. Wenn in einigen Jahren bessere oder andere Schalldämpfungstechnik entwickelt wird kann man nicht umsteigen
  • Die Waffe verschmutzt beim schießen mit Schalldämpfer stärker. Das liegt daran, dass sich im Schalldämpfer druck aufbaut, der nach dem Durchgang des Geschosses nach vorn abgeleitet wird. Durch diesen Staudruck verbleibt auch etwas mehr Pulverdampf im Lauf.

Macht es nur noch “piff” wenn ich mit Schalldämpfer schieße?

Ganz so wie im Film ist es nicht. Das liegt daran, dass sich der Schuss eigentlich aus zwei Knallgeräuschen zusammen setzt. Zum einen haben wir den Mündungsknall. der entsteht dadurch, dass sich die Gase (die das Geschoss antreiben) an der Mündung schlagartig ausdehnen und einen explosionsartigen Knall erzeugen. Dieses Geräusch kann man mit dem Schalldämpfer beeinflussen. Der zweite Knall entsteht dadurch, dass das Geschoss mit Überschallgeschwindigkeit fliegt. Wie der Knall eines Kampfjets, der im Flug die Schallmauer durchbricht. Diesen Überschall-Knall kann der Schalldämpfer nicht beeinflussen. Er ist übrigens die lautere Komponente des Schussknalls.

So leise, wie im Film wird es nur mit Schalldämpfer und Unterschall-Munition. Die hat aber so wenig Energie, dass man damit nicht auf Schalenwild schießen darf.

Kann man mit Schalldämpfer ohne Gehörschutz schießen?

Ein Schalldämpfer muss den Schalldruckpegel um mindestens 20 dB(A) mindern. Dazu muss man wissen, dass eine Minderung um 6 dB(A) schon eine Halbierung der Lautstärke bedeutet. Zum besseren Verständnis hier ein paar Beispiele:

In einem ruhigen Zimmer hat man einen Schalldruckpegel von 20-30 dB(A)
Ein normales Gespräch hat 40-60 dB(A)
Der Fernseher in Zimmerlautstärke hat 60 dB(A)
Eine Hauptverkehrsstraße 80-90 dB(A)
In der Disco (im Club) herrscht Presslufthammer Lautstärke von 100 dB(A)
Ein Verkehrsflugzeug in 30m Entfernung hat 110-120 dB(A)
Und ein Gewehrschuss im Kaliber .308 Winchester ca. 160 dB(A)

Gehörschäden treten bei kurzfristiger Einwirkung eines Schalldruckpegels ab 120 dB(A) auf und die Schmerzschwelle liegt zwischen 130 und 140 dB(A).

Wenn der Schalldämpfer den Schalldruck also um 23 dB(A) senkt, was die meisten Schalldämpfer schaffen, dann tut es beim Schießen nicht mehr in den Ohren weh. Allerdings besteht immer noch die Gefahr von Gehörschäden. Der Jagdhund, der unter der Kanzel sitzt ist vermutlich dann schon weit genug entfernt um keine Schäden mehr davon zu tragen.

Wie schwer ist ein Schalldämpfer

Vor 15 Jahren wurden Schalldämpfer aufgrund der “Richtlinie 2003/10/EG des Europäischen Parlaments und des Rates” in England und einigen (wenigen) anderen Ländern als Bestandteil des Gesundheitsschutzes erlaubt. Damals hatten Schalldämpfer ein durchschnittliches Gewicht von 650g. Heute gibt es Schalldämpfer für Großkaliberwaffen mit weniger als 200g.

Wird das Mündungsfeuer reduziert?

Ja, sogar sehr stark. In fast allen Fällen ist kein Mündungsfeuer mehr durchs Zielfernrohr zu sehen.

Stört der Schalldämpfer im Bild der Optik?

Ein Schalldämpfer mit einem Durchmesser von 50mm ist bei einer Vergrößerung von 4fach oder mehr nicht mehr im Zielfernrohr zu sehen.

Verändert sich die Treffpunktlage beim Schießen mit Schalldämpfer?

Mir ist bisher nur ein einziger Fall bekannt bei dem sich die Treffpunktlage nicht verändert hat. In den meisten Fällen verändert sie sich zischen 2 und 10 cm. Dickere Läufe und leichte Schalldämpfer verändern die Treffpunktlage weniger als dünne Läufe mit schwere Schalldämpfern. Den Schalldämpfer abzunehmen und neu Aufzusetzen ändert die Treffpunktlage nicht.

Wie funktioniert eigentlich ein Schalldämpfer?

Das Prinzip ist eigentlich einfach. Die an der Mündung austretenden Gase werden in den Dämpfer geleitet und gehen zunächst in die Expansionkammer in der sie sich ausbreiten können. Anschließend werden sie in unterschiedlich gestalteten Kammern gebremst bevor sie, erheblich langsamer, vorn austreten.

Wie lange hält ein Schalldämpfer?

Keine Ahnung! Ein Stahl-Schalldämpfer hält vermutlich länger als ein Aluminium Schalldämpfer. Ich selbst habe mit einem Alu-Schalldämpfer mittlerweile mehr als 2000 Schuss geschossen. Es sind leichte Abnutzungen durch die heißen Gase zu sehen. Die sind aber kaum messbar.

Geht der Schalldämpfer kaputt wenn man zu schnell hintereinander schießt?

Jagdliche Schussfolgen sind für einen (Aluminium) Schalldämpfer kein Problem. Auch im Schießkino habe ich noch einen Schalldämpfer gesehen, der aufgrund einer zu schnellen Schussfolge kaputt gegangen ist. Auf einem militärischen Versuchsgelände haben wir einmal einen Schalldämpfer bewusst zerstört. Er hat 100 Schuss innerhalb von fünf Minute ausgehalten bevor er auseinander gerissen ist.
Im Schießkino sieht man beim “Dauerfeuer” irgendwann ein starkes Flimmern, das von der Wärme des Schalldämpfers kommt. Um das zu mindern gibt es Schutzhüllen.

Wird meine Waffe mit Schalldämpfer Kopflastig?

Diese Frage wird sehr oft gestellt. Meistens im Zusammenhang damit ob der Schalldämpfer bei der Drückjagd hinderlich ist. Eine klassische Jagdwaffe wiegt mindestens 3,5 Kg dazu kommt die Optik mit 300-600g die recht weit hinten sitzt. Ein Schalldämpfer bringt meist deutlich weniger als 400g an die Mündung.
Der Eine sagt, dass er dadurch besser “durchschwingen” kann und den Anderen stört es. Beim Ansitz ist der Schalldämpfer nicht störend und wen es bei der Drückjagd stört, der kann sich seinen Lauf etwas kürzen lassen und kompensiert damit das zusätzliche Gewicht.

Muss man einen Schalldämpfer reinigen?

Waschen Sie ihr Auto? Ja! Reinigen Sie ihre Waffe? Sagen Sie jetzt nicht nein! Fakt ist: Waffe und Schalldämpfer brauchen Pflege. Pulverrückstände setzen sich im inneren des Schalldämpfers ab und sollten gelegentlich entfernt werden. Der Putzstock oder eine Reinigungsschnur sind gute Werkzeuge. Wenn man den Schalldämpfer zerlegen kann dann kann man die Einzelteile auch mit einer Bürste reinigen. Der Büchsenmacher hat meistens ein Ultraschallgerät um Schalldämpfer zu reinigen. Eine leichte Schicht an Rückständen kann, genau wie etwas Öl, die Dämpfungswirkung sogar noch verbessern.

Reagiert das Wild auf einen schallgedämpften Schuss anders?

Definitiv Ja! Da die Komponente des Mündungsknalls fehlt bzw. enorm reduziert ist kann das Wild die Richtung aus der der Schuss gekommen ist nicht wahrnehmen. Dadurch ändert sich oft die Fluchtrichtung. Vor allem bei Rotwild habe ich beobachtet, dass es sogar in Richtung des Schützen flüchtet.

Habe ich noch Fragen unbeantwortet gelassen?

Ich ergänze diesen Beitrag gern. Mitglieder unseres Hegeringes können die Kommentarfunktion nutzen alle anderen bitte ich um eine persönliche Nachricht.

Waidmannsheil
  Florian Schäfer

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